B-Werk Besseringen - Panzerwerk des Westwall

In Besseringen bei Merzig im Saarland hat sich das einzige von ehemals 32 B-Werk des Westwalls erhalten, welches noch über eine unbeschädigte Bausubstanz verfügt und in das noch alle Waffenkuppeln eingebaut sind. Es entging der Schleifung des Westwalls nach dem 2. Weltkrieg. Nach der Eroberung durch amerikanische Soldaten entfernten diese  Waffen, Optiken und Fernsprecheinrichtungen. Die Zivilbevölkerung suchte in der Nachkriegszeit im Werk nach Nahrung, bevor die "Schrotthändler und Häuslebauer" das Werk um verwertbare Einbauteile und  Gegenständen erleichterte. Danach kamen die Franzosen, welche die allerletzten Teile sowie Munitionsreste aus dem Werk entfernten, um es zur Sprengung vorzubereiten, zu der es nicht mehr kam. Bis 1980 stand das Werk offen, das Gelände wurde von der Stadt Merzig als Grünschnitthalde benutzt. Über die Jahre verschwand das Wissen um das Werk, bis die Reservistenkameradschaft Merzig auf der Suche nach einem Vereinsheim auf den Bunker aufmerksam wurde. Ab 1997 begannen die Kameraden mit der Freilegung des Werks unter der Leitung von Walter Engel. Seit 2002 wird das Werk vom Verein für Heimatkunde der Stadt Merzig betreut und zusammen mit dem staatlichen Konservator zum Mahnmal und Westwallmuseum ausgebaut. Das Werk steht unter Denkmalschutz.
Ich hatte das Glück, dass ich das Werk außerhalb der normalen Besucherzeiten besichtigen konnte. Egon Scholl vom Verein für Heimatkunde nahm sich Zeit, mir alles zu erklären und zu zeigen. Darum an dieser Stelle mein Dank an Herrn Scholl und die anwesenden Vereinsmitglieder für die vielen Informationen und die Zeit, die sie für mich aufbrachten. Ich wünsche Ihnen alles Gute für ihr Projekt.

Mein persönlicher Eindruck: Die Atmosphäre im Werk ist sehr bedrückend. Wer sich durch die 1,10 hohe Eingangstüre gequetscht hat, trifft auf die von Russ geschwärzten Wände, verursacht durch eine Verpuffung von Flammöldämpfen (später mehr), die Enge ist erdrückend, die kahlen Wände mit Resten von Kabeln, Rohren und Halterungen dokumentieren den Zahn der Zeit, der hier viele Jahre nagte, und wirken wie ein Synonym für das Vergessen der Leiden des Krieges. Hier werden Gefühle lebendig, und das ist gut so.
Ich hoffe es wird nicht zu viel restauriert. Die Teile des Werkes an denen man den Verfall sieht, waren die eindrücklichsten .

Zahlen und Fakten

Maße:

24,60 x 17,80 Meter
Höhe: ca. 10 Meter, davon 2/3 im Boden
Räume: 44     
Stockwerke: 2 1/2
Geschosshöhe: 2,50 Meter

Baumaterial:

Kubische Bewährung mit 12 Millimeter Rundstahl, Maschenabstand 20 Zentimeter

Betonvolumen: 2800 cbm
Zement: 1120 Tonnen
Sand und Kies: 5400 Tonnen
Baustahl: 200 Tonnen

Baubeginn: Frühjahr 1938
Abnahme der Maschinen: 20. Dezember 1939

 

 

 

 

 

 

Panzerungsteile und Waffen

Sechsschartentürme 20P7 2x
Panzerglocken aus Stahlguss
Gesamthöhe: 2,64 Meter
Höhe über Betondecke: 1,34 Meter Innendurchmesser: 2,25 Meter
Wandstärke: 225 Millimeter 
Gewicht: 51 Tonnen

Bewaffnung mit 2x MG 34 auf Schartenlafette 34
Kaliber: 7,92 Millimeter
Schussweite (max.): 3100 Meter Schussweite (wirksam): 1650 Meter

Beobachtung mit 1 Zentralem Panzer-Rundblickfernrohr (Periskop) und  3 Panzer-Beobachtungswinkelfernrohren mit 150° Beobachtungswinkel

Zielrichtung mit Teilkreisskalen an den Innenwänden mit 6400 Stricheinteilungen, unterteilter Richtkreis auf einem Ring an der Decke.

 

 



Granatwerferturm 49P8
Panzerturm aus Stahlguss
Gesamthöhe: 2,63 Meter
Höhe über Betondecke: 0,50 Meter Innendurchmesser oben: 1,70 Meter
unten: 2,00 Meter
Wandstärke: 250 Millimeter
Gewicht ohne Einbauteile: 26 Tonnen
mit Einbauteilen: 39 Tonnen
Gewicht der Kuppel: 63 Tonnen
mit Sockelring: 114 Tonnen

Maschinengranatwerfer M19
Kaliber: 5 Zentimeter Feuergeschwindigkeit (theoretisch):       120 Schuss/Minute   
Munitionsrahmen zu 6 Granaten
Einzel- und Dauerfeuer
Reichweite: 20-600 Meter
Bedienung: 6 Mann

Kleinstglocke 90P9
Beobachtungsglocke, Feuerleitstand für Granatwerfer und Flammenwerfer

Gesamthöhe: 1,60 Meter
Höhe über Betondecke: 0,65 Meter Außendurchmesser (max.): 1,00 Meter Wandstärke 120 Millimeter
Gewicht: 6 Tonnen
Beobachtung durch 5 Sehschlitze          (5x25 Zentimeter) 
2 Panzer Beobachtungswinkelfernrohre

 

 

Festungsflammenwerfer FN
Reichweite: 40 Meter
Dauer (max.): 90 Sekunden
Verbrauch: 120 Liter Flammöl
Druck: 20 atü
Zündung: Azetylen
Füllung des Druckkessel: 2 Minuten
Vorratsbehälter: 2500 Liter Flammöl
Steuerung elektrisch und manuell möglich
Stahlring für FN-Gerät 420 P9
Gewicht 2,5 Tonnen

Die Technik

Generatoren und Elektrik
2 wassergekühlte 38 PS Vierzylinder-Viertakt-Dieselmotoren

2 Drehstromgeneratoren, dreiphasiger Wechselstrom 380 V, damit direkte Versorgung von Elektromotoren, Warmwasserbereitung, Kochkessel und Heizplatten; 220 Volt für Hauptbeleuchtung; 24 Volt aus Accumulatoren für Not- beleuchtung, Beleuchtung der Kampfräume und Optiken, Nachrichten- und Kommunikationsanlagen (nochmals eigenes Netz).

 

 

Lüftung und Gasschutz
Wie alle Anlagen des Westwalls waren die B-Werke gasdicht. Besonderheit der B-Werke war aber die zentrale Lüftung der Anlagen. Im Detail stellt sich die Belüftung wie folgt dar: Ein Zentrallüfter (40 m³/Min) saugte im Maschinenraum die Außenluft an. Vor dem Zentrallüfter waren 4 Raumfilter parallel geschaltet, welche die Luft filterten. Die Luft konnte bei Bedarf erwärmt werden. Die Filter hatten 2 Stufen, einen Schwebstofffilter und einen Aktivkohlefilter. Die Filter hatten einen Durchmesser von 0,70 Metern und eine Höhe von 1,20 Metern. Es bestand die Möglichkeit die Filter wieder "aufzufrischen", in dem der Luftstrom umgekehrt, auf 55° erwärmt und wieder durch die Filter geblasen wurde. Für den Notfall befanden sich in allen Räumen Handlüfter (HES 1,2 oder 2,4). Es gab Belüftungszellen, diese wurden getrennt belüftet und waren untereinander gasdicht abgeschlossen. Die Entlüftung erfolgte per Überdruckventile (Dräger).

Nachrichtenanlage
Im Nachrichtenraum erfolgte die Fernsprechvermittlung über eine Steckvermittlung. Das Werk war über 3 Erdkabel an das Festungsfernsprechnetz angeschlossen und vermutlich auch an das öffentliche Postnetz. im Werk erfolgte die Kommunikation über Linienfeldsprecher zwischen den Waffentürmen und den Bereitschftsräumen. Die Alarmierung der Werksbesatzung erfolgte über Alarmwecker. An beiden Eingängen befand sich eine Türeinlassanlage und eine Türverschlusskontrollanzeige. Ferner gab es Sprachrohrverbindungen zwischen einzelnen Räumen, so zwischen der Eingangsverteidigung und der Wache.



Wasserversorgung
Das Werk verfügte über einen eigenen Tiefbrunnen. Eine elektrische Pumpe förderte das Wasser aus dem Brunnen und eine Kreiselpumpe befüllte einen Druckbehälter, der den Systemdruck herstellte. Wasserentnahmestellen gab es in der Küche, Sanitätsraum, Maschinenraum, Waschraum, Toilette, den Fluren und im "Führerraum". Das Abwasser sammelte sich in einer Grube unter dem Wasch- und Toilettenraum, von wo es mittels einer Abwasserhebeanlage (Hölscheranlage) durch einen Kompressor und einen Druckkessel periodisch nach außen befördert wird. Die Hölscheranlage ist die einzige technische Einrichtung, die nach dem Krieg nicht ausgebaut wurde und somit noch im original erhalten ist.