Ein Tag mit dem Kampfmittelräumdienst (KMRD)

Ich war immer der Überzeugung, dass Munition und Minen des Krieges geräumt wurden und das man "nicht einfach mal so zufällig" über explosionsfähige Hinterlassenschaften der Kämpfe am Westwall stolpert. Fliegerbomben in Ludwigshafen oder Mannheim die bei Bauarbeiten zum Vorschein kommen "ja", aber Personenminen oder Mörsergranaten die im Wald liegen???  Nun, ich wurde eines Besseren belehrt. Meinen ersten Fund dieser Art machte ich am 20.3.2006 bei der Exkursion zu einem RB 515. Der Bunker liegt gut versteckt in einem dicht bewachsenen Steilhang im Pfälzer Wald in der Nähe des Ortes Niederschlettenbach und ist noch in einem guten Zustand. Beim begutachten des Eingangshofes sehe ich etwas auf dem Boden liegen, was auf den ersten Blick an den Ölfilter eines Autos erinnerte und ehe ich mich versah, hatte ich das Teil auch schon in der Hand. Mächtig erschrocken bin ich dann über das Gewicht des erwarteten Ölfilters und mir wurde klar, dass es ein solcher sicherlich nicht ist (die optische Ähnlichkeit  war jetzt auch verflogen). Noch mit den plötzlich sprudelnden Horrorszenarien kämpfend (und der Frage fortwerfen oder hinstellen), habe ich mich dann doch für Zweiteres entschieden und das Ding vorsichtig wieder hingestellt. Jetzt erstmal ein paar Meter entfernen und durchatmen ... puuh, nix passiert. Nach einiger Zeit kam dann die Neugierde zurück, es müssen zumindest ein paar Fotos gemacht werden, um herauszufinden was das Teil wirklich ist (vielleicht bin ich ja ganz um sonst erschrocken...), also noch mal vorsichtig genähert und mit der Kamera drauf gehalten. Die weiteren Ereignisse stellte sich in Kurzform so dar: am nächsten Tag ins Forum gestellt, am morgen darauf Anruf von Georg bekommen (dem an dieser Stelle meinen Dank), "habe mit einem Bekannten vom KMRD gesprochen, du hast da wirklich eine Mine gefunden", nochmals sehr erschrocken (hatte das Ding ja in der Hand...) und dann selbst den zuständigen KMRD in Worms angerufen.
Am nächsten Tag war ich dann mit den Jungs vom KMRD verabredet um ihnen die Stelle zu zeigen wo ich die Mine gefunden habe. Hier nun einige Fotos der Aktion.

Bitte beachtet die Hinweise am Ende der Bilderreihe  > springen

Der KMRD rückt mit einem grünen VW Bus an. Treffpunkt war die Raststätte Weinstraße an der A 65 bei Edenkoben, dann ging es in den Pfälzer Wald

Nach einer kurzen Irrfahrt über  Waldwege (zu Fuß schaut das immer anders aus...) haben wir den Hang gefunden in dem der Bunker liegt. Auf dem Weg den Hang hinunter wurde schon fleißig gesucht. Der orangene  Eimer wird nachher die Mine aufnehmen.

Die passive Sonde des KMRD im Einsatz, Kostenpunkt 5000 Euro pro Stück.

Hier  hat es gefiept, mit der Spitzhacke wird vorsichtig der Boden geöffnet um zu schauen, was da liegt.

Was gefunden; es war nur Draht. Das wird noch öfter passieren

Am Bunker angekommen wird die Mine "geborgen" und auch vom KMRD fotografiert.

Die Schützenmine 35...

...kann - Gott sein Dank - nicht mehr explodieren und wird stolz präsentiert...

...sehr stolz

Die Schützenmine 35 der Wehrmacht. Sie wurde im Boden vergraben. Tritt jemand darauf zündet zuerst eine Treibladung und katapultiert die Mine 1 Meter in die Höhe, dann zündet die eigentliche Mine und verstreut in einem Umkreis von 100 Metern Stahlkugeln und Spliter ... sehr unangenehm wenn man sich dort aufhält.

Danke an Claus Funke für das Bild und die Genehmigung zur Veröffentlichung

http://www.bombex.de

Die Mine ist "im Eimer", es wird weiter gesucht...

...und gesucht. Gefunden haben die Jungs vom KMRD außer viel Draht nur noch das Leitwerk einer Bombe.

Dieser Baum bekam einiges ab bei der Sprengung des Bunkers..

Es war aber keine Metall, sondern nur Betonsplitter.

Danke an die "Jungs" vom KMRD Worms für die Erlaubnis zu  fotografieren.

Wichtige Hinweise, bitte lesen:

1. Der Text ist hier sehr locker verfasst, soll aber nicht über die Gefahr hinweg täuschen. Ob Munition noch explodieren kann, erkennt nur der Profi, besonders Halbwissen ist hier sehr gefährlich. Wer Munition findet sollte den Wahlspruch des KMRD beherzigen "Nicht anfassen, anrufen, wir räumen kostenlos". Die Telefonnummern des zuständigen KMRD findet ihr hier oder erfahrt ihr bei der Feuerwehr (112) oder Polizei (110).

2. Wie kommt die Mine dort hin wo ich sie gefunden habe? Nun, sicherlich ist sie ein Überrest der Sprengung des Bunkers durch die Franzosen nach dem Krieg. Die Bunker wurden mit Munition voll gepackt und diese dann gezündet. Dabei zündete bei der gefundenen Mine nur die Treibladung und nicht die ganze Mine. Durch die Sprengung flog sie aus dem Bunker hinaus und lag 60 Jahre im Boden. Gefunden habe ich sie aber nicht im Boden sondern im Bunkerhof. Wie kam sie nun dort hin? Deutlich zu erkenne war, daß Sondengänger im Umfeld des Bunkers gegraben haben. Sie haben die Mine ausgegraben und dann in den Bunkerhof gelegt. Warum? Das suchen mit Sonden ist verboten, da setzt sich keiner in die Nesseln und informiert selbst den KMRD um dann in Erklärungsnot zu kommen.

Liebe Sondengänger: Wenn es (einigen von Euch) Spaß macht nach Munition zu graben ist das sicherlich Eure Sache, so lange Ihr dabei nur Euch selbst in Gefahr bringt. Aber: Eure Munitionsfunde an prägnante Stellen liegen lassen damit sie andere finden, dass geht überhaupt nicht. Überlegt Euch, das Zeug hätten auch spielende Kinder finden können ... bumm!